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Eng verwoben

Hybridgebäude für Verwaltung, Entwicklung und Distribution der Bort GmbH
Eng verwoben

Schnell auf Kundenwünsche reagieren zu können, hat bei Bort oberste Priorität. Deshalb weist der Neubau des Medizintechnikherstellers eine Struktur auf, die die Bereiche Verwaltung, Entwicklung und Distribution auch räumlich eng miteinander verknüpft.

Für ein Unternehmen, das seine Produkte innerhalb von 24 Stunden zum Endkunden liefern will, ist die Lage ideal. Direkt neben den Bahngleisen, dicht am Bahnhof, nahe an einer Bundesstraße und auf einem Grundstück, das noch Platzreserven bietet.
Dazu hatte die Bort GmbH Ende 2002 im schwäbischen Weinstadt neben ihrem inzwischen vermieteten Stammsitz ein 11 000 Quadratmeter großes Gelände des ehemaligen Umspannwerks der Neckarwerke erworben. Von der ursprünglichen Anlage ist nichts mehr zu erkennen. Stattdessen zeigt sich ein weiß strahlendes, mit großen Glasflächen ausgestattetes Gebäude.
Hell und großzügig wirkt auch das Foyer. Durch die Glasfronten fällt viel Licht ins Innere. Steuert man auf die Sitzgruppe mit einem roten Sofa und zwei schwarzen Sesseln zu, zieht ein großformatiges, auf Leinwand gezogenes, leicht verfremdetes Foto die Blicke auf sich. Es zeigt einen Handballspieler mit Armbandagen im Lauf. Damit ist der Bezug zu den Inhalten des Unternehmens sofort hergestellt: Bort stellt orthopädische Hilfsmittel her.
Wer diese nicht nur im Einsatz und auf Fotoleinwänden – die übrigens nach einiger Zeit ausgetauscht werden – sehen möchte, muss eine halbe Drehung machen und ein paar Schritte durch das Foyer gehen. Dort stehen menschengroße Puppen in einem Rahmen, der an ein Schaufenster erinnert. Sie tragen Orthesen zur Ruhigstellung verletzter Gelenke sowie Bandagen. Die Besucher, in der Regel Zwischenlieferanten, Fachleute aus Sanitäts- und Krankenhäusern, Physiotherapeuten und Orthopäden, erwartet also eine kleine Präsentation neuer Produkte.
Vor den Figuren steht ein Empfangstresen. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein Hochtisch, umgeben von vier Barhockern. „Eine erste Anlaufstelle für kurze Besprechungen mit Lieferanten und Kunden“, erläutert Marco Bantel die Funktion. Der Architekt, Leiter Projektmanagement und Mitglied im Steuerkreis der KOP GmbH aus Weinstadt, war maßgeblich an Entwurf und Ausführung des im August vergangenen Jahres fertiggestellten Baus beteiligt.
Beim Rundgang durch das sechsgeschossige Gebäude kommt er rasch auf dessen Besonderheit zu sprechen. Es ist ein Hybrid für Verwaltung, Entwicklung und Distribution. Durch die enge Verzahnung aller Bereiche soll es den Zweck erfüllen, die Produktpalette zur schnellen Abwicklung der Kundenaufträge vorzuhalten.
Das große Außengelände bietet den erforderlichen Platz für die Lkw-Anlieferung. Um die Waren schnell zu versenden, besteht der Großteil der Lagerfläche aus einem vollautomatischen Hochregallager und einer Kommissionierstraße. Zwischen Wareneingang beziehungsweise -ausgang und Kommissionierstraße sind eine Etage höher Büros gesetzt. Von dort aus lassen sich die Vorgänge auf beiden Seiten bestens beobachten.
„Den Überblick bewahren und schnell reagieren.“ So könnte das Motto bei Bort lauten. Das spiegelt sich in der Anforderung des Bauherrn wider, erinnert sich der Architekt: „Wir sollten kurze horizontale und vertikale Wege zwischen den einzelnen Ebenen schaffen.“
Mit dem Aufzug geht es vom Foyer hinauf ins vierte Obergeschoss und damit in die Führungsebene. Rechterhand reihen sich flurseitig mit einer Glaswand versehene Einzelbüros aneinander. Darin sitzen die Geschäftsführer, der EDV-Leiter sowie der Marketingleiter; des Weiteren befinden sich dort das Personalbüro und ein Sekretariat.
In Mehrpersonenbüros sind die Beschäftigten der Abteilungen Buchhaltung und Marketing sowie Produktentwicklung und eine Orthopädiewerkstatt zu finden. Da Letztere eng zusammenarbeiten müssen, befinden sich deren Räume in direkter Nähe. Dort werden die Bandagen und Orthesen entwickelt und getestet. Die Spezialisten beziehen ihre Erkenntnisse auch daraus, dass sie anhand von Rückläufern erkennen können, an welcher Stelle Verbesserungen vorgenommen werden sollten.
Die meiste Fläche beansprucht jedoch ein Großraumbüro mit Einzel- und Doppelarbeitsplätzen. Hier sitzen die für das Auftragswesen, den Einkauf und Kundenanfragen zuständigen Mitarbeiterinnen an Steh-Sitz-Tischen. Obwohl sich die Arbeitsplätze mitten im Raum befinden, gelangt viel natürliches Tageslicht dorthin: durch die Glaswände der Einzelbüros, durch direkten Fensterzugang und Oberlichter.
Besonders viel Licht fällt von oben durch den Luftraum mit Glasdach und teilweise -wänden sowie durch die Glaswände des begrünten und mit Holzterrassen ausgestatteten Innenhofs. Genügt das Tageslicht nicht mehr, erzeugen ringförmige, abgependelte Deckenleuchten und Schreibtischleuchten künstliches Licht.
Das Open Space ist in verschiedene Zonen gegliedert. Neben den eigentlichen Arbeitsplätzen stehen Sideboards und Abtrennungen in Form von halb-hohen Wänden. Großvolumigere Sideboards grenzen einzelne Bereiche voneinander ab. Sie nehmen nicht nur Unterlagen auf, sondern eignen sich auch für kurze Stehbesprechungen.
Poststationen mit Fächern für die Beschäftigten sind durch eine rote Trennwand gekennzeichnet; ebenso die Drucker-Pools mit dreiseitigen, halbhohen roten Wänden. Daran schließen sich die offenen Teeküchen mit Küchenzeile und davor gelagertem Tresen an.
Gemütliche Lounge-Ecke
Wer mehr Zeit als für ein Getränk im Stehen übrig hat, sucht die jenseits der Küchenwand gelegene Lounge-Ecke auf. Das eingepasste Sofa mit korrespondierenden Kissen, kleinen, gemütlichen Sesseln und Beistelltischchen sowie die halbhohen Bücherregale schaffen eine wohltuende Atmosphäre für den gelegentlichen Rückzug sowie für die informelle Kommunikation.
Um auf der offenen Fläche Störungen durch Telefonate zu verringern, arbeitet ein Großteil der für die Auftragsannahme und -abwicklung zuständigen Beschäftigten mit Headsets. Akustisch wirksame dritte Ebenen an den Arbeitsplätzen und schallabsorbierende Trennwände tun ihr Übriges, um Gespräche zu dämpfen. Darüber hinaus greifen verschiedene Maßnahmen wie gelochte Aluminiumpressplatten an den Flurdecken und den Decken der Einzel- und Mehrpersonenbüros sowie Akustikputz an einzelnen Wänden.
Drei Türen führen vom Office- und Erweiterungstrakt des vierten Obergeschosses aus zu einer Lagerfläche, an die ein Treppenhaus mit Zugang zum benachbarten Bestandsbau angrenzt. Ein Beispiel dafür, wie eng die verschiedenen Funktionsbereiche, inklusive der komplett im Gebäude untergebrachten Logistik- und Distributionsflächen, miteinander verwoben sind. Und das nicht nur horizontal. Für die kurzen Wege zwischen Lager- und Büroflächen sorgen Aufzüge und die beiden Treppenhäuser. Zusätzlich existiert ein sogenanntes Schnelllauftreppenhaus, das sich vom Erdgeschoss bis zur vierten Etage des Logistiktrakts erstreckt.
Schnelle reaktionszeiten
Diese Verzahnungen seien notwendig, weil das Unternehmen schnelle Reaktionszeiten gewährleisten wolle, erklärt Lothar Ullmann. Er ist Prokurist des Beratungs- und Planungsunternehmens KOP, das sich auf die Fahnen geschrieben hat, zukunftsweisende Arbeitswelten in Industrie, Forschung und Gewerbe zu entwickeln und zu verwirklichen. „Bort liefert seine Produkte innerhalb eines Tages aus, um seinen Endkunden, Sportlern und Patienten, schnell gerecht zu werden.“ Denn deren Situation sei oft von Schmerzen und Ungeduld geprägt und die Erwartung an rasche Hilfe entsprechend groß.
Abgesehen von den schnellen Wegen weist Architekt Bantel auf ein weiteres Charakteristikum des Gebäudes hin. „Der Bauherr wollte ein voll flexibles Gebäude haben, sodass sich Lager- und Büroflächen jederzeit austauschen oder erweitern lassen.“ Das erklärt, weshalb alle Bereiche und damit alle Arbeitsplätze – egal ob in der Verwaltung oder in der Logistik – weitgehend natürliches Tageslicht erhalten. Allein die Lager- und Logistikbereiche weisen eine 6 000 Quadratmeter große Glasfassade auf. Im Vergleich zu anderen Bauten dieser Art eher eine Seltenheit.
Mit den übrigen Funktionsbereichen verbunden ist auch der Kopfbau. In ihm sind nicht nur das Foyer und damit zugleich der Besucherzugang untergebracht. Auf den oberen Etagen befinden sich Räume für Besprechungen und größere Veranstaltungen. Für den kurzen Austausch mit Gästen eignen sich der hohe Stehtisch in der Eingangszone und die Galerie im ersten Geschoss. Dort gibt es auch kleine, teilverglaste Konferenzräume.
Räume für interne treffen
Die Besprechungszimmer im dritten und vierten Obergeschoss dienen internen Meetings. Sie unterscheiden sich jeweils in Größe und Ausstattung. Die Konferenztische sind entweder mit weißen oder hölzernen Platten, die schwarzen Konferenzstühle mit Stoffpolster oder Netzbespannung und der Boden mit roten oder anthrazitfarbenen Teppichböden versehen.
Das Dachgeschoss bietet Platz für größere Veranstaltungen wie Außendienst- und Mitarbeitertagungen sowie Schulungen und Produktpräsentationen. Vor allem das Auditorium ist großzügig dimensioniert. Je nach Anlass kommen verschiedene Bestuhlungsvarianten zum Einsatz. Der besseren Sprachverständlichkeit halber wurden die Wände mit einem Akustikputz versehen. Zudem ist ein Teil von ihnen – wie die Decke – mit Lochplatten ausgerüstet.
Vor dem Auditorium befindet sich eine großzügige Lobby. Mit dem Fahrstuhl können die Gäste auf direktem Weg die vorgelagerte Erschließungszone erreichen. Eine langgezogene, teilweise überdachte Dachterrasse dient als zusätzlicher Aufenthaltsbereich während der Veranstaltungen.
Im Auditorium prangt ein großes, weißes, geradezu plastisch wirkendes Kreuz in einem weißen Ring an der Wand. Ein weiteres skulptural anmutendes Pendant ist im Foyer zu finden. Beide sind dem Firmenlogo nachempfunden – gelbes Kreuz in weißem Ring auf dunkelrotem Grund. Dass man von dieser Farbigkeit abgerückt ist, verbindet Ullmann mit einer Botschaft: „Die mit der Farbe Weiß assoziierte Reinheit passt auch hervorragend zu den Bort-Medizintechnikprodukten.“
Gabriele Benitz

Bautafel

Projekt: Bort Medical GmbH, Firmenzentrale mit Entwicklung, Schulung und Distribution

Standort: Am Schweizerbach 1, 71384 Weinstadt

Bauherr: Bort Medical GmbH

Architekt: KOP GmbH, Weinstadt

Energiekonzept und -nachweis: KOP GmbH, Weinstadt

Innenarchitekt: Eberhard Negele, Korb

Technische Gebäudeausrüstung: IFZ Förderer und Zimmermann GbR, Backnang

Mobiliar (Auswahl): Möbel von Neudörfler, Sedus Stoll, Vario, Vitra, Walter Knoll, Wiesner Hager;Leuchten von Delta Light, Lightnet; Akustiktrennwände von Limes, Raumsysteme von Strähle; Trockenbau-, Doppel- und Hohlraumboden von der Lindner Group

Fertigstellung: August 2014

Bauzeit: 1,5 Jahre

Anzahl der entstandenen Arbeitsplätze: 100

Bruttogeschossfläche: 25 000 m²


Genauer hingeschaut

Zielsetzung: Hybridgebäude für Verwaltung, Entwicklung und Distribution. Zweck des Gebäudes ist die effektive Vorhaltung der Produktpalette zur schnellen Abwicklung der Kundenaufträge.

Raumkonzept: Basis ist das Prinzip der kurzen Wege – sowohl horizontal als auch vertikal. Die Logistiklagerflächen befinden sich vollständig im Gebäude. Technikräume und teilweise Logistiklagerflächen sind unterirdisch untergebracht. Über und vor den Lagerflächen befinden sich das Auditorium, die Büro- und Aufenthaltsbereiche, die Gebäudetechnik und eine Betriebswohnung. Die Verwaltungsebene weist Einzel- und Mehrpersonenbüros sowie eine Open-Space-Fläche auf.

Ergonomische Lösungen: Steh-Sitz-Arbeitsplätze

Akustische Maßnahmen: gelochte Aluminiumpressplatten an den Flurdecken und Decken der Büros, Akustikputz an verschiedenen Wänden, schallabsorbierende Trennwände und dritte Ebenen an den Schreibtischen

Beleuchtung: Das gesamte Gebäude wird nahezu vollständig mit natürlichem Licht versorgt, so dass sich nachträglich aus Lagerflächen Büros und umgekehrt generieren lassen. Für künstliches Licht sorgen Deckenleuchten und Schreibtischleuchten.

Besonderheiten: Das Gebäude selbst wird nachhaltig weit unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte als Niedrigenergiegebäude mit Wärmepumpen-Technologie und Wärmerückgewinnung betrieben

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