Interview mit Dr. Jochen Ihring von Dauphin

Aufwändige Planung darf etwas kosten

Die Dauphin HumanDesign Group möchte als Ergonomie-Spezialist und Anbieter von modularen Lösungen gelten, aber auch als kompetenter Beratungs-Ansprechpartner. Geschäftsführer Dr. Jochen Ihring baut derzeit entsprechende Dienstleistungen aus. Warum er das tut, erläutert er im Mensch&Büro-Interview.

Mensch&Büro: Die Dauphin-Gruppe möchte sich stärker in Richtung ganzheitliche Beratung positionieren. Was verstehen Sie darunter?

Ihring: Wir haben zwei Beratungsschwerpunkte. Das ist zum einen die aus der Marke Dauphin heraus entwickelte ergonomische Beratung „Wohleffekte“ und zum anderen die Planungsleistung, mit der wir unser „Solutions“-Konzept umsetzen. In beiden Fällen haben wir uns personell verstärkt. So beschäftigen wir zwei Ergonomieberater und in unseren Niederlassungen stellten wir fünf Innenarchitekten ein, die in Zusammenarbeit mit unseren Fachhandelspartnern komplette Planungen erstellen.

Mensch&Büro: Wieso haben Sie Ihre Planungskompetenz ausgebaut?

Ihring: Die Idee entstand sowohl über Aufträge in Zusammenhang mit dem modularen System „modul space“ von Bosse als auch aufgrund der allgemeinen Entwicklung zu offenen Bürolandschaften. Die Kunden wollen nicht mehr nur einzelne Produkte kaufen, sondern verlangen nach einem Gesamtkonzept. Wir wollen als Ansprechpartner gelten, mit dem sie kompetent über Arbeitsweisen der Zukunft diskutieren können. Wir können unsere Kunden bei diesen Fragestellungen jetzt perfekt beraten.

Mensch&Büro: Welche Bausteine umfasst das Beratungskonzept noch?

Ihring: Jeder Beratungsansatz hat seinen Startpunkt im Verständnis der Kundenanforderungen. Unsere in Sachen Beratung kompetenten Mitarbeiter diskutieren bereits in einer frühen Phase mit den Kunden über Gestaltungsfragen und bringen unsere Expertise mit ein.

Mensch&Büro: Und das geschieht wahrscheinlich kostenlos – wie in der gesamten Büromöbelbranche üblich?

Ihring: Häufig, da die Kunden daran gewöhnt sind, dass es kostenlos ist. Mittelfristig werden wir aber dahin kommen, dass für diese Leistung auch ein Honorar anfällt. Denn die Beratungsleistung wird aufwändiger und größer, weil mehr und unterschiedlichere Ideen einfließen und mehr Varianten durchgespielt werden. Damit wächst bei den Kunden die Akzeptanz, dafür auch bezahlen zu müssen. Das passiert in Einzelfällen bereits. Ein Beispiel: Der mit der Dauphin-Gruppe verbundene Nürnberger Fachhändler BSK hat mit tool-z ein eigenes, unabhängiges Planungsunternehmen gegründet. Dieses rechnet Planungsleistungen auch aufwandsbezogen mit dem Kunden ab.

Mensch&Büro: Mitbewerber bauen gleichfalls ihre Beratungsdienstleistungen aus. Worin besteht das Alleinstellungsmerkmal Ihres Konzepts?

Ihring: Das Thema Ergonomieberatung bietet – nach meinem Wissen – kein anderer deutscher Mitbewerber in diesem Umfang an. Durch den Einsatz der Instrumente unseres „Ergolabs“ und professioneller Ergonomieberater können wir von der Arbeitsplatzanlayse bis hin zur Ausbildung sogenannter Ergo-Scouts ein umfassendes Beratungsprogramm anbieten und eine Vielzahl von Referenzen vorweisen. Bei der Planungsleistung unterscheiden wir uns durch das zum Einsatz kommende Produkt „modul space“ von Bosse, da vor allem durch die Modularität kundenindividuelle Lösungen sehr gut umsetzbar sind. Zugleich bedienen wir mit diesem System auch Sonderthemen wie Empfangsbereiche und Mittelzonen in einer durchgehenden Designsprache.

Mensch&Büro: Zu Ihrem Angebot zählt, bei Büroprojekten zu beraten und diese auch zu betreuen. Wie funktioniert das?

Ihring: Beim Erstgespräch mit den Kunden nehmen wir Grundideen auf, planen OFML-basiert und mit AutoCAD auf Grundlage der Grundrisse und Daten der Kunden. Sehr schnell kommen wir zu Planungsvorschlägen und -alternativen, die wir in Renderings und begehbaren 3-D-Animationen darstellen. Auf Basis der OFML-Daten ermitteln wir parallel Kostenaufstellungen und Produktdefinitionen. Wir wickeln Planungen und Projekte in enger Abstimmung mit dem Fachhandel ab. Dieser organisiert die Lieferung und Montage bis hin zur Inbetriebnahme. Auf Anfrage erstellen wir auch ein kleines Video darüber, wie der Arbeitsplatz, etwa Funktionen des ergonomischen Bürodrehstuhls oder des höhenverstellbaren Tischs, genutzt werden kann.

Mensch&Büro: Wollen Sie Ihre Planungsleistungen ausbauen?

Ihring: Nicht in personeller Hinsicht. Aber wir sind dabei, die Themen Akustik und Licht stärker mit einzubeziehen. Mit einem externen Spezialisten zusammen entwickeln wir das Thema Akustikplanung und -simulation. Das gleiche gilt für das Thema Licht. Mit einem Partner von Bosse bieten wir sogar zum Produkt passende Lichtlösungen an. Inzwischen betrachten wir nicht mehr nur die klassischen Arbeitsplätze. Wir stellen beispielsweise fest, dass mit neuen Arbeitsorten wie Lounge- und Mittelzonen sowie Konferenzbereichen neue Fragen auftauchen. Ich nenne mal zwei: Wie und wie lange sollten die Beschäftigten dort arbeiten? Wie sind die Akustik- und Beleuchtungs-Verhältnisse?

Das Interview führte Gabriele Benitz. Foto: Dauphin Der Artikel erscheint in der kommenden Ausgabe 5/2015 von Mensch&Büro